Unsere Leitbilder

Die Entwicklung von Kindern vollzieht sich auf eine ganzheitliche, komplexe und individuelle Art und kann nicht mit vordefinierten Schemata beschrieben werden. Wir möchten den Kindern ermöglichen, nach ihrem inneren, eigenen Entwicklungsplan zu wachsen. Unsere Erzieher/innen begegnen daher jedem einzelnen Kind und den unterschiedlichen Entwicklungsgesetzen eines jeden Kindes mit Achtung und Respekt. Eine enge Bindung aller Beteiligten untereinander fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Erzieher gehen auf die Kinder und ihre Bedürfnisse ein, achten ihre Gefühleoffen zu, zeigen sich interessiert und anerkennend

Basierend auf dem Gedankengut von u.a. Jesper Juul, Herbert Renz-Polster, Brigitte Hannig und neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaften

- Bindung und Beziehung als Basis

- Autonomie und Selbstwirksamkeit

- artgerechtes Lernen - ohne Spielzeug

- Entschleunigung

 

Förderung der Sinne

In unserem Waldkindergarten wird die Natur von den uns anvertrauten Kindern zu allen Jahreszeiten und mit allen Sinnen empfunden werden- bei Sonne wie Regen, bei Nebel, Hagel, Frost und Schnee. Im wahrsten Sinne des Wortes „hautnah“ werden der jahreszeitliche Rhythmus und dessen Abläufe im Naturkreislauf unmittelbar erlebt. Durch den häufigen Aufenthalt im Freien erfahren die Kinder persönlich, welche Besonderheiten jede einzelne der verschiedenen Jahreszeiten in sich birgt. Das Erleben und der Umgang mit den existenziellen Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde und mit den Naturerscheinungen bereichern das Kind in seiner Gesamtpersönlichkeit. Im Wald gibt es viel Freiraum für unterschiedlichste direkte Erfahrungsmöglichkeiten, um alle Sinne zu schulen sowie eine ganzheitliche Wahrnehmung zu fördern. Sinneseindrücke wie bspw. das „Sichanfühlen“ des Windes, die Beobachtung des Lichtspiels im Blätterwerk der Bäume, das Einatmen des Geruches feuchter Erde oder das Berühren von Rauhreif können ausschließlich vor Ort gemacht werden. Es sind also vor allem die sogenannten „Nahsinne“ wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und Fühlen, welche im Erfahrungsraum Wald eine permanente Stimulation erfahren und somit eine konsequente psychomotorische Entwicklungsförderung gewährleisten. Bunte Blätter und Pflanzen, Baumrinden und verschiedene Untergründe regen die weiteren Sinne an. Allein aus den natürlichen Lernsituationen im  Spiel- und Aufenthaltsort Wald ergeben sich interessante Herausforderungen, mit denen auch Lernziele verknüpft sind. Pflanzen und Tiere werden in ihren ursprünglichen Lebensräumen und jahreszeitlichen Rhythmen erlebt, Naturerscheinungen live mitverfolgt, wodurch die Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge und Vernetzungen als auch die Wertschätzung der Lebensgemeinschaft Wald und des Lebens an sich Lern- und Erfahrungsziele darstellen.

Umweltschutz

Durch das unmittelbare Erfahren der Natur wird diese als zusammenhängend begriffen. Der sorgsame Umgang mit jeglicher Art Leben wird über die direkte Erfahrung erlernt. Kinder, die frühzeitig einen ethischen Bezug zur Natur entwickeln, werden diese aller Voraussicht nach im späteren Leben als liebens- und schützenswert erachten, getreu dem Gedanken „Was ich achte und liebe, (be)schütze ich.“. Bewusst erlebte Natur, in der man sich geborgen fühlt, führt zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dieser. Die Kinder lernen, achtsam mit ihrem Gastgeber Wald umzugehen und für sich, ihre Entscheidungen und ihre Umwelt Verantwortung zu übernehmen. Gemeinsam werden Regeln erarbeitet und umgesetzt, um die Natur zu schützen, den Abfall zu entsorgen bzw. im Vorfeld zu vermeiden und die Tiere nicht zu stören. Bei Kindern, die viel Zeit im Wald bzw. generell draußen in der Natur verbringen, liegt in der Regel ein ganz besonderes Umweltbewusstsein vor. Sie lernen beispielsweise von Beginn an, keinen Müll auf den Boden zu werfen, da sie die Natur als schätzens- und schützenswert kennengelernt haben. Den Kindern wird von Beginn an nahegebracht, dass Tiere und Pflanzen nicht als verdinglicht aufgefasst werden sollten, sondern im Gegenteil als zu achtende und fürsorglich zu behandelnde Lebewesen, denen man keinerlei Schaden zufügt.

Vogelstimmen sollen erkannt, Insekten verstanden, Spuren gelesen, Gerüche unterschieden, Pilze zugeordnet und ein Wetterumschlag eingeschätzt werden können. Dies kann in Form von Projekten geschehen, die in der Regel durch das Interesse der Kinder an bestimmten Themen angestoßen werden und ebenfalls die Sozialkompetenz fördern. Hierbei werden die Kinder nicht mit Inhalten belehrt, sondern haben das Angebot (welches selbstverständlich nicht genutzt werden muss), sich je nach Interessenlage mit dem Thema zu beschäftigen (Bei dem Projekt "Vögel" könnten beispielsweise Federn gesammelt, Vögel gezeichnet, Nistplätze und Vogelspuren untersucht oder ein eigenes Nest gebaut werden). 

Sozialkompetenz

Es ist uns wichtig, dass sich jedes Kind in unserem Waldkindergarten willkommen und "zu Hause" fühlt. Folgende Punkte sollen dazu beitragen, dass ein gutes Gruppenklima entsteht, die Kinder eine hohe Sozialkompetenz erlangen und sich niemand ausgegrenzt fühlt:

Gemeinsame Erlebnisse stärken nicht nur das Gruppengefühl, sondern steigern darüber hinaus die Bereitschaft zur gegenseitigen Hilfe und Rücksichtnahme und fördern die Kooperationsbereitschaft. Aus diesem Grund werden gemeinsame Projekte von den Erziehern angestoßen (z.B. "Wir bauen Nistkästen/ ein Waldtipi" o.ä.), zu deren Erfüllung jeder Einzelne beiträgt und wertvoll für die gesamte Gruppe ist.

Gruppenspiele, die ebenfalls das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken, finden jeden Tag im Morgenkreis statt. Sie tragen zu einem guten Gruppenklima bei und erleichtern es neuen Kindern außerdem, Anschluss zu finden und in die bereits bestehende Gruppe aufgenommen zu werden.

Die besondere Dynamik der sich immer wieder verändernden Gruppe wird fortgehend erfasst. Es wird auch mit den Eltern darüber kommuniziert, sodass beim Auftreten von Problemen innerhalb der Gruppe gemeinsam eine Lösung gefunden werden kann und beispielsweise weitere gruppenbildende Aktionen spielerisch mit den Kindern durchgeführt werden können.

Die Kinder lernen, individuelle Wünsche innerhalb einer Gruppe mit allen Beteiligten zum Konsens zu bringen. So findet beispielsweise morgens eine Abstimmung mit allen Kindern darüber statt, welche Waldplätze besucht werden.

Die Erzieher achten darauf, dass die Kinder untereinander ihre persönlichen Grenzen respektieren, helfen gegebenenfalls, eigene Grenzen klar zu kommunizieren, machen die Kinder bei der Überschreitung von Grenzen anderer darauf aufmerksam und verhindern - sollte ein Hinweis nicht ausreichend sein - das Überschreiten von Grenzen anderer auf respektvolle Art und Weise.

Weiterhin trägt das Patenkonzept unseres Kindergartens zu einer hohen Sozialkompetenz bereits älterer Kinder sowie einem gelungenen Einstieg in den Kindergarten für Neuankömmlinge bei.

Selbstständigkeit

Die Selbstständigkeit der Waldkinder wird dadurch gefördert, dass jedes Kind für die eigenen Sachen wie den Rucksack, das Essen oder das Thermositzkissen im Rahmen seiner Möglichkeiten selbst verantwortlich ist.

Beim Erklettern von Baumstämmen und ähnlichem wird nicht geholfen. Die Kinder lernen so, sich selbst besser einzuschätzen.

 

Bewegungs- und Koordinationsförderung

Der Aufenthalt im Freien fördert die Entwicklung des Kindes nicht nur dahingehend, dass es körperlich wie geistig gestärkt wird, er bereitet es mindestens ebensogut auf die Schule vor wie der Regelkindergarten. Der Forscherdrang und die Fähigkeit, Dinge mit eigenen Augen zu entdecken sind sogar noch ausgeprägter. Kinder haben ein natürliches, großes Bedürfnis nach Bewegung und danach, die Welt erfahren zu wollen, indem sie sie erlaufen, „erspringen“ und erklettern. Es ist ihre Art, über Ertasten, Anfassen, Sehen, Riechen und Fühlen auf die Geschehnisse der Welt einzuwirken. Bewegung ist für Kinder eine Ausdrucksform der eigenen Lebenswelt. Körperkräfte und Grenzen werden wahrgenommen. Durch ihre Neugier angeleitet werden weitere Bewegungsformen ausprobiert und somit das bekannte Spektrum an Bewegungsmöglichkeiten erweitert. Durch Bewegung wird ferner eine gesunde körperliche Entwicklung insofern unterstützt, als Muskelgewebe aufgebaut wird und die Organe und das Herz-Kreislaufsystem dieserart beansprucht werden, dass sie leistungsfähiger und gestärkter sind. Durch das trainierte Immunsystem wird vielfältigen Krankheiten und auch Haltungsschäden vorgebeugt. Der Aufenthalt in der freien Natur fördert die emotionale und geistige Ausgeglichenheit der Kinder, neben ihrer körperlichen Gesundheit wird also auch die seelische nachhaltig gestärkt. Durch die Freude an der Bewegung entwickeln die Kinder ein positives Empfinden und Akzeptanz für den eigenen Körper und Unterschiede zu anderen. Aufkommenden Fragen zur kindlichen Sexualität stehen wir offen gegenüber und beziehen sie in adäquater und natürlicher Weise in den pädagogischen Alltag unseres Waldkindergartens ein.

Der ganzjährige Aufenthalt im Freien macht die Kinder gesundheitlich widerstandsfähig und stärkt ihre Immunabwehr dahingehend, dass sie erfahrungsgemäß viel seltener krank sind als Kinder, die viel Zeit drinnen verbringen. Vorausgesetzt ist natürlich wettergerechte und belastbare Kleidung nach dem Motto "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung." Ein weiterer positiver Effekt ist, dass sie ständig in Bewegung sind, wobei sowohl Kraft als auch Ausdauer geschult werden, welches zudemÜbergewicht vorbeugt. Der Wald bietet den Kindern einen nahezu unbegrenzten Raum, sich frei zu bewegen. Ungehindert können sie ihrem Bewegungsdrang folgen und sich abwechselnd in Klettern, Balancieren, Rennen, Springen etc. üben. So wird auf natürliche Weise der Spaß, die Freude und die Lust an der Bewegung erhalten bzw. gefördert. Die Kinder lernen ihren Körper und ihre Kraft kennen, sie regen sich gegenseitig an, etwas Neues auszuprobieren und zu wagen. Die Erwachsenen sollen sie nicht dazu anhalten, Bewegungsabläufe zu üben, zu denen sie noch nicht in der Lage oder bereit sind, was Enttäuschungen und auch die daraus resultierende Einstellung "Ich kann nicht." erspart. Sobald ein Kind von sich aus zu etwas Neuem bereit ist, entwickelt es erfahrungsgemäß auch die Kraft, den Willen und die Ausdauer, etwas bis dahin Unbekanntes zu wagen, welches dann sein Selbstvertrauen festigt oder Selbstbild korrigiert. Das Spektrum an Bewegungsmöglichkeiten wird so nach und nach erweitert. Beim Klettern auf Bäume oder dem Balancieren auf Ästen können die Kinder Mut und Selbstbewusstsein aufbauen; der Wald und die Wiese sind somit ein ideales Übungsfeld für die Entwicklung motorischer Fähigkeiten.

Bewegungsabläufe in der Natur erfahren durch die Unebenheit des Bodens und natürliche Hindernisse zusätzlich Variation.

Kinder im Kindergartenalter bauen ihre sozialen Kontakte im Wesentlichen über Bewegungshandlungen auf. Voraussetzung dafür ist ein gesundes Körperbewusstsein, welches das Kind erlangt, indem es sich in der ihm eigenen Weise bewegen kann. Kinder, die in ihrer Bewegung aus den unterschiedlichsten Gründen eingeschränkt sind, haben es weitaus schwieriger, Beziehungen aufzubauen und zu halten. Die meisten Eltern, Erzieher und Erzieherinnen schenken der intellektuellen Entwicklung der Kinder mehr Aufmerksamkeit als der Förderung der Motorik, obgleich wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Kinder, die an reinen Bewegungsförderungsprogrammen teilnehmen, auch in Intelligenztests bessere Ergebnisse erzielen. Ebenso sind Bewegung, Sprachentwicklung und logisches Denken miteinander verbunden, wie die moderne Hirnforschung belegt. Laut einer skandinavischen Studie, die einen Waldkindergarten mit einem Regelkindergarten verglich und dort Kinder jeweils ein Jahr lang begleitete, sind die Waldkinder deutlich gesünder und fantasiereicher. Weiterhin weisen sie eine bessere Motorik und Konzentration auf als die Kinder der herkömmlichen Einrichtung (vgl. Grahn, Mårtensson, Lindblad, Nilsson & Ekman, 1997).

Kreativität

 Der Wald gewährleistet den Kindern ausreichend viel Raum zum Ausleben ihrer Fantasie und Kreativität; beiden ist keine Grenze gesetzt.Es gibt,abgesehen von einigen wenigen Werkzeugen und Hilfsmitteln wie zum Beispiel Schaufeln oder Becherlupen, Seilen, Tüchern oder kleinen Sägen sowie Bestimmungsbüchern für Pflanzen und Tiere, in kindgerechter Form verfasst, kein vorgefertigtes Spielzeug, so dass die Mädchen und Jungen ihre Spielideen ständig neu entwickeln; in dieser Hinsicht liegt ein diametraler Unterschied zwischen Wald- und Regelkindergarten vor. Naturmaterial ist reichlich vorhanden, Anregungen finden sich von selbst. Für alle Kinder stehen die gleichen Materialien zur Verfügung, sie sind gleichberechtigte Spielpartner. Der "Abenteuerspielplatz" Wald wartet stets mit neuen Beobachtungen, Aufgaben und Inspirationen auf. Da sich "Waldkinder" überwiegend in der Natur aufhalten, spielen sie vorwiegend mit dem, was sie dort vorfinden. Die Kinder sind in diesem Bereich auf sich gestellt. Dies unterstützt in hohem Maße ihre Sprachentwicklung, da sie auf die verbale Kommunikation mit anderen Kindern angewiesen sind. In der Natur gibt es keine reizüberfluteten Spielbereiche. Die Kinder spielen mit Gegenständen aus der Naturanstatt mit Bauklötzen oder Puppen. Dieses Verhalten fördert ihre Selbständigkeit, Kreativität und vor allem die Fantasie. Sie erläutern in der Regel wesentlich öfter ihr Spiel, um den anderen Kindern verständlich zu machen, was sie gerade in ihrer Vorstellung erleben, und um sie in ihr Spiel einzubinden.Nirgendwo sonst kann Stille derart bewusst erfahren werden, wie in der Natur, was innere Ausgeglichenheit verleiht. Kinder, Erzieher und Erzieherinnen genießen die Ruhe der Natur. Die Lärm- und Stressbelastung in einem Waldkindergarten ist vergleichsweise niedrig, was sich positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirkt. Eine Reizüberflutung bleibt in der Natur aus. Probleme wie zu große Gruppen oder ein begrenztes Raumangebot können nicht auftreten.

ganzheitliche Bildung

Im Rahmen unserer Naturpädagogik werden die Kinder als Persönlichkeiten verstanden, die sich individuell und in ihrem eigenen Tempo entwickeln. Jedes Kind folgt dabei seinem persönlichen inneren Bauplan. Im Vertrauen auf die kindliche Neugier und den im Kind liegenden inneren Entwicklungsplan werden die Kinder als kompetente, vollständige kleine Menschen, die in der Lage sind, ihren Alltag weitgehend eigenständig zu gestalten, gesehen, die sich zu ihrem Besten entwickeln. Wir trauen Kindern etwas zu, nehmen sie ernst und begegnen ihnen mit Respekt und Wertschätzung. Die pädagogische Arbeit in unserem Kindergarten umfasst alle Entwicklungsbereiche, welche für eine ganzheitliche, gesunde Förderung von  Kindern unerlässlich sind.Das Kind bekommt Raum und Zeit, seine Persönlichkeit ganzheitlich zu entfalten. Unter "ganzheitlicher", elementarer Bildung und Erziehung verstehen wir, dass das Ziel elementar-pädagogischen Handelns nicht die Vermittlung isolierter Kompetenzen, sondern die Förderung der Gesamtentwicklung des Kindes ist. Dies bedeutet auch, dass Kinder nicht gebildet werden, sondern sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst bilden können. Die Erzieher und Erzieherinnen leisten dabei Unterstützung und Förderung, ohne zu bevormunden. Der Wald eignet sich hervorragend für Erfahrungen unterschiedlichster Art. Insgesamt soll die Gesamtpersönlichkeit eines jeden Kindes in ihrer Einzigartigkeit angenommen und in ihren guten Eigenschaften gestärkt werden.

Grundsätzlich steht unser Naturkindergarten einer Aufnahme von Kindern mit Behinderung positiv gegenüber, denn der Wald bietet ein ganzheitliches Erfahrungsfeld für alle Menschen.

Unser Naturkindergarten ist nicht konfessionell gebunden und allen Religionen und atheistischen Weltanschauungen gegenüber offen; wir begehen im Jahresverlauf die in unserem Kulturkreis üblichen, christlich begründeten Feste wie Ostern, Weihnachten usw.